Zeugen über den Messer-Horror in Hamburg "Ich dachte, sie schafft sich Platz"
Eine Frau verletzt am Hamburger Hauptbahnhof zahlreiche Menschen. Wieso konnte sie so lange niemand stoppen?
Hamburger Hauptbahnhof, Freitagabend. Das Wochenende steht bevor, Pendler wollen nach Hause. Es ist voll. Auf Gleis 13 drängen sich die Menschen – als plötzlich eine Frau zum Messer greift und immer wieder zusticht. Wahllos, wie es scheint, greift sie Wartende an. Am Ende zählt die Polizei 18 Verletzte. Vier davon schweben in Lebensgefahr.
Am Tag danach setzt sich langsam ein Mosaik zusammen. Zeugen berichten, wie die Täterin vorging. "Ich habe eine Frau gesehen und dachte, sie rennt am vollen Gleis entlang und schafft sich mit Armbewegungen Platz, damit sie durchkommt", berichtete eine 25-Jährige dem "Spiegel". Wie Schwimmbewegungen habe es ausgesehen.
"Dann haben wir das Blut gesehen"
"Dann haben wir das Blut gesehen", erzählt ihre Begleiterin. Neben den beiden jungen Frauen sei ein Mann zusammengebrochen.
Schreie hallten durch den Bahnhof, Panik griff um sich. Aber die Angreiferin schnell zu stoppen, war offenbar schwerer, als sich das mancher vorstellen mag. Polizeisprecher Florian Abbenseth schilderte der "Mopo": "Der Bahnsteig war sehr voll." Aufgrund der Enge hätten die Menschen nicht fliehen können. Viele Wartende hätten die nahende Gefahr angesichts der Menge an Menschen auch erst zu spät registriert. Eine "absolute Chaoslage" nannte die Feuerwehr das Geschehen.
"Und dann sind alle weggerannt"
Eine weitere Augenzeugin berichtete dem "Hamburger Abendblatt": "Ich hatte zum Glück keine Kopfhörer drin, deswegen habe ich mitbekommen, wie alle angefangen haben zu schreien. Und dann sind alle weggerannt."
Meter um Meter lief die Angreiferin weiter durch die Massen. Bis jemand der Frau, so schilderten es die beiden jungen Zeuginnen dem "Spiegel", ein Bein gestellt habe. Dies sei etwa 20 Meter hinter ihnen geschehen.
Das ist über die 39-Jährige bekannt
Die Täterin konnte überwältigt werden. Kurz darauf waren Polizei und Bundespolizei, die am Hamburger Hauptbahnhof immer präsent sind, vor Ort. Die Frau habe keinen Widerstand bei der Festnahme geleistet, teilte die Polizei mit. Ein Video zeigt, wie Beamte die mutmaßliche Täterin abführen: Sie trägt Turnschuhe, eine Jogginghose, über dem Kopf hat sie eine Kapuze und auf dem Rücken einen Rucksack.
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Die Festgenommene ist 39 Jahre alt. Polizeisprecher Abbenseth sagt, es gebe "Erkenntnisse, aufgrund derer wir jetzt insbesondere dahingehend ermitteln, ob sie sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden haben könnte". Laut "Bild"-Zeitung soll die 39-Jährige polizeibekannt sein. Außerdem sei sie als psychisch krank bekannt gewesen und habe schon Aufenthalte in der Psychiatrie gehabt. Am Samstag soll sie einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Polizei geht nicht von einer politischen Motivation aus.
Wie es den Verletzten am Samstag geht, ist noch unklar. Laut "Mopo" erlitt ein 40 Jahre alter Mann einen Stich in den Brustkorb. Er wurde in der Asklepios-Klinik Altona notoperiert. Sein Zustand soll nach der OP stabil sein.
- spiegel.de: "'Dann haben wir das Blut gesehen'"
- abendblatt.de: "Frau sticht wahllos am Hauptbahnhof um sich – 18 Verletzte"
- mopo.de: "Frau sticht auf überfülltem Bahnsteig wahllos auf Reisende ein"
- bild.de: "Frau (39) sticht im Hamburger Hauptbahnhof um sich"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa