Waldbrand in Sachsen "eskaliert" "Bereiten Sie sich vor": Weiteres Dorf soll evakuiert werden
Der Brand auf dem früheren Truppenübungsgelände in Gohrischheide ist eskaliert. Jetzt wird klar: Es müssen noch deutlich mehr Menschen ihre Häuser verlassen.
Der Waldbrand in der Gohrischheide an der Grenze von Sachsen und Brandenburg hat sich deutlich ausgedehnt. Nun werde die Evakuierung von Neudorf am Südrand der Gohrischheide vorbereitet, wie eine Sprecherin des Landratsamtes Meißen mitteilte. Demnach breiten sich die Flammen derzeit schnell in Richtung der Ortschaft aus. In der Warn-App "Nina" hieß es: "Bitte bereiten Sie sich auf eine bevorstehende Evakuierung vor." Betroffene sollen sich in der Mehrzweckhalle in Röderau einfinden. Neudorf hat rund 150 Einwohner.
Inzwischen sind nach Angaben der Feuerwehr mindestens 600 Hektar Fläche von dem Feuer betroffen. Mehr als 480 Einsatzkräfte bekämpften die Flammen auf dem einstigen Truppenübungsgelände. Dutzende Anwohner mussten in Sicherheit gebracht werden.
"Der Brand ist eskaliert", sagte Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel. Es brenne auf der kompletten Fläche der Heide. Einsatzkräfte aus Brandenburg hätten sich an der Grenze aufgebaut.
Am Mittwochabend wurde zunächst der Ort Heidehäuser evakuiert, in dem sich ein Wohnheim für Schwerbehinderte befindet, wie Raiko Riedel von der Feuerwehr Zeithain mitteilte. Einige Stunden später wurde in der Warnapp Nina mitgeteilt, dass Einwohner von Lichtensee sofort die Gebäude verlassen sollen – zur eigenen Sicherheit. Es solle nur das Notwendigste mitgenommen werden. Gegen Mitternacht wurde für diesen Ortsteil dann Entwarnung gegeben.
Brandfläche verzehnfacht
Die Brandausdehnung habe sich seit dem Mittag mehr als verzehnfacht, sagte Riedel, der stellvertretender Gemeindewehrleiter in Zeithain ist. Der Landkreis Meißen teilte am späten Abend mit, es seien mehr als 200 Einsatzkräfte aktiv – an verschiedenen Brandherden.
"Das Feuer bewegt sich Richtung Norden, Richtung Brandenburg", sagte Riedel am Abend. Die trockene Vegetation begünstige eine rasche Ausbreitung, hinzu komme ein leichter Wind. Unter anderem musste auch eine Biogasanlage bei Lichtensee vor dem Feuer geschützt werden.
Es gelte nun die Großgefahrenlage, so Riedel. Damit sei nun das Landratsamt für den Einsatz zuständig. "Gemeinsam mit der Landespolizei Sachsen wird aktuell auch unter Beachtung der vorliegenden Kampfmittelbelastung des Bodens im Brandgebiet der Einsatz aus der Luft mittels Löschhubschraubern geprüft", hieß es am späten Abend aus dem Landratsamt.
Hilfe aus Brandenburg – zwei Verletzte bei der Feuerwehr
Brandenburgs Innenminister René Wilke (parteilos, für SPD) hatte mitgeteilt, das Feuer habe die Ländergrenze zu Brandenburg überquert. Eine Feuerwehrfrau und ein Feuerwehrmann hätten Verbrennungen im Einsatz erlitten und seien schwer verletzt worden. 65 Einsatzkräfte aus Brandenburg seien im Einsatz.
Die benachbarten Ortschaften Heidehäuser und Lichtensee sind Ortsteile der sächsischen Gemeinde Wülknitz im Landkreis Meißen. In Heidehäuser mussten rund 100 Menschen ihre Domizile verlassen, unter ihnen etwa 45 Heimbewohner, wie Riedel sagte. Am Abend war die Evakuierung abgeschlossen. Ronny Werner vom Landratsamt Meißen sagte, es handele sich zunächst um eine Vorsorgemaßnahme, da eine Gefahrensituation aufgrund des Brandes nicht ausgeschlossen werden könne.
Die Menschen in den evakuierten Ortsteilen wurden aufgefordert, nur das Notwendigste mitzunehmen, insbesondere Ausweise und Bargeld. Weiter hieß es in der Warn-Mitteilung: "Bedecken Sie Mund und Nase mit einem improvisierten Atemschutz (Stofftuch, Kleidungsstück, OP-Maske). Informieren Sie Ihre Nachbarn."
In den sozialen Medien zeigten Videos Rauchsäulen am Himmel, die bis in weite Entfernung zu sehen waren.
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Nicht das erste Feuer in der Gohrischheide
Der Brand war am Dienstagnachmittag in der Nähe eines Sprengplatzes des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ausgebrochen, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. In der Nacht zum Mittwoch war das Feuer zunächst eingedämmt worden. Der Einsatz auf dem Gelände ist schwierig, weil die Gefahr besteht, dass auf dem einstigen Truppenübungsplatz verbliebene Munition detoniert.
In der Gohrischheide kam es bereits mehrfach zu Bränden. Im Juni 2022 entwickelte sich ein Feuer zum größten Waldbrand in Sachsen seit 30 Jahren. Es entstand ein Millionenschaden. Ein Jahr später brannte es erneut, die Löscharbeiten dauerten mehrere Tage. In beiden Fällen wurde Brandstiftung als Ursache vermutet.
- Nachrichtenagentur dpa
- mdr.de: Entwarnung nach Teilevakuierung Ortslage Lichtensee
- sächsische.de: Brand auf früherem Truppenübungsplatz in der Gohrischheide weitet sich aus - Ortsteil wird evakuiert