US-Präsident gibt sich schockiert Trump über Putin: "Er ist völlig durchgedreht"
US-Präsident Trump möchte den Ukraine-Krieg mit einem Deal beenden. Doch bislang ist kein Ende der Kämpfe in Sicht. Im Gegenteil. Nun reagiert Trump auf die jüngste russische Angriffswelle.
Ungewöhnlich scharfe Töne aus dem Weißen Haus: Angesichts der jüngsten russischen Luftangriffe auf die Ukraine hat US-Präsident Donald Trump das Handeln von Machthaber Wladimir Putin kritisiert. "Ich bin nicht glücklich mit dem, was Putin macht", sagte Trump am Sonntag vor Journalisten am Morristown Municipal Airport in New Jersey, er wisse nicht, "was zur Hölle" mit Putin passiert sei. "Ich kenne ihn seit langem".
Der 78-Jährige zeigte sich irritiert darüber, dass Putin offenbar nicht sonderlich an einem Frieden interessiert ist. Er habe sich immer gut mit dem Kremlchef verstanden, aber jetzt schicke dieser mitten in den Bemühungen zur Beendigung des Kriegs "Raketen in die Städte und tötet Menschen", so Trump. Er fügte hinzu: "Das gefällt mir überhaupt nicht." Er sei "sehr überrascht". Auf die Nachfrage einer Journalistin, ob er auch neue Sanktionen gegen Russland in Erwägung ziehe, sagte Trump: "Absolut, er tötet viele Menschen, ich weiß nicht, was mit ihm nicht in Ordnung ist."
Später erklärte Trump in Hinblick auf den russischen Diktator auf seiner Onlineplattform Truth Social: "Er ist völlig verrückt geworden." Zugleich warnte der US-Präsident davor, dass jeder Versuch Moskaus, im Zuge seiner Invasion in dem Nachbarland das gesamte ukrainische Territorium zu erobern, zum "Untergang" Russlands führen werde. Er selbst habe "immer gesagt, dass er die ganze Ukraine will, nicht nur ein Stück davon", erklärte Trump mit Bezug auf Putin. "Vielleicht erweist sich das als richtig, aber wenn er das tut, wird es zum Untergang Russlands führen", schrieb er.
Kritik an Trump wegen mangelnden Drucks auf Kreml
Die russischen Streitkräfte hatten die Ukraine in den Nächten auf Samstag und Sonntag mit Raketen, Marschflugkörpern und Hunderten Drohnen massiv bombardiert. Durch die schwersten Angriffe seit Monaten wurden mehr als ein Dutzend Menschen getötet, zahlreiche wurden verletzt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland Terror vor und forderte vom Westen mehr Druck auf Moskau.
In der Nacht zum Montag meldeten ukrainische Behörden eine erneute Angriffswelle aus Russland. Demnach waren mehr als Hundert Drohnen vor allem im Süden des Landes in der Luft. Aus Städten wie Odessa und Charkiw wurden schwere Explosionen gemeldet. Russland soll das Nachbarland demnach mit Drohnenschwärmen aus unterschiedlichen Richtungen angreifen, um so die ukrainische Luftabwehr zu überfordern und maximalen Schaden anzurichten.
Am frühen Montagmorgen warnte die ukrainische Luftwaffe auf der Plattform Telegram zudem vor neuen Angriffen der strategischen Luftwaffe Russlands mit Marschflugkörpern. Der Luftalarm wurde daraufhin auf das ganze Land ausgeweitet.
Republikaner: "Ukraine bis an die Zähne bewaffnen"
Unter dem Eindruck der brutalen Angriffe Russlands, das seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg mit unverminderter Härte fortführt, schließt Trump nun offenbar weitere Sanktionen gegen den Kreml nicht aus. Das dürfte zumindest einem Parteifreund Trumps gefallen, der sich bei X zu Wort meldete und einen drastischen Kurswechsel in Washington forderte: "Es ist Zeit für Ehrlichkeit. Die Friedensgespräche haben keinerlei Wirkung auf Putin", schrieb der republikanische Kongressabgeordnete Don Bacon.
Der Kreml setze seine Aggression mit dem Ziel der Unterwerfung der Ukraine fort und werde nicht aufhören, bis er auf entschiedenen Widerstand stoße. Es sei daher an der Zeit, dass die US-Regierung gemeinsam mit ihren Alliierten die Ukraine "bis an die Zähne bewaffne, die Sanktionen gegen Russland maximal ausweiten und die 300 Milliarden Dollar russische Vermögenswerte endlich konfiszieren", so der Parlamentarier aus Nebraska.
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Bacon gilt als moderater Vertreter der republikanischen Partei und einer der ganz wenigen konservativen US-Politiker, die es wagen, sich Donald Trump entgegenzustellen. So kritisierte der ehemalige Brigadegeneral der US-Luftwaffe diverse Maßnahmen der aktuellen US-Regierung und bezeichnete unter anderem die Umbenennung des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika als vollkommen "kindisch". "Das klingt einfach nach einer Aktion von Zweitklässlern", fügte er hinzu.
Putin bislang zu keinen Zugeständnissen bereit
Der Republikaner warnte eindringlich vor dem weiteren Erstarken der nuklearen Großmächte Russland und China. Von diesen dürfe man sich nicht länger Angst einjagen lassen. "Wir wollen nicht in einer Welt leben, in der Russland und China ihre Nachbarn und unsere Verbündeten jedes Mal einschüchtern können, wenn sie mit ihren Säbeln rasseln und dabei mit dem Einsatz der Atombombe drohen". Bacon verwies mit Blick auf die jüngere Geschichte zugleich auf die imperialen Absichten von Diktator Wladimir Putin. Diesen müsse man Einhalt gebieten: "Russland hat seine Grenzen seit 1991 neunmal gewaltsam geändert, und es wird es auch noch ein zehntes Mal versuchen, wenn wir es jetzt nicht aufhalten."
Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Trump möchte ein Ende der Kämpfe erreichen – Kritiker werfen ihm aber vor, dabei nicht genügend Druck auf Russland auszuüben. Bacon hatte bereits vor einem Monat in einem viel beachteten Gastbeitrag für die "New York Times" die US-Regierung unter Trump aufgerufen, sich dem Kremlherrscher entschiedener entgegenzustellen. Vor wenigen Tagen kündigte Bacon dann an, dass er bei den nächsten Wahlen nicht mehr als Kandidat seiner Partei in Nebraska antreten werde.
Selenskyj schlägt, einer Idee Trumps folgend, eine bedingungslose 30-tägige Waffenruhe vor, um Raum für Verhandlungen zu schaffen. Putin ist dazu bislang nicht bereit. Er besteht dafür auf Bedingungen, bei denen sicher ist, dass sie die Ukraine nicht akzeptieren wird. Trump zeigte sich am Sonntag auch unzufrieden mit der Rhetorik Selenskyjs. Er tue seinem Land keinen Gefallen, wenn er so rede, wie er es tue. "Alles, was aus seinem Mund kommt, verursacht Probleme, das gefällt mir nicht, und das sollte besser aufhören", schrieb Trump.
Dies sei ein Krieg, der nie begonnen hätte, wenn er Präsident gewesen wäre, fügte Trump hinzu. "Das ist Selenskyjs, Putins und (Joe) Bidens Krieg, nicht "Trumps"." Er helfe nur, "die großen und hässlichen Feuer zu löschen, die durch grobe Inkompetenz und Hass entstanden sind."
- nytimes.com: My Fellow Republicans and President Trump, We Must Stand Up to Putin
- pravda.com.ua: Republican congressman says Ukraine must be armed to the teeth and Russian assets confiscated
- Twitterprofil von Don Bacon
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP