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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Steuerbescheid-Ranking Ein Bundesland rutscht deutlich ab

In welchem Bundesland bekommen Steuerzahler ihren Bescheid am schnellsten? Ein neuer Check zeigt: Es geht jetzt vielerorts zügiger – aber längst nicht überall.
Wer auf eine Steuererstattung wartet, will vor allem eins: den Bescheid möglichst schnell bekommen. Doch wie zügig die Finanzämter arbeiten, hängt stark vom Bundesland ab. Das zeigt der aktuelle Bearbeitungs-Check des Bundes der Steuerzahler (BdSt), der t-online exklusiv vorliegt. Immerhin: Insgesamt wird die Bearbeitungszeit kürzer – elf Bundesländer brauchen im Schnitt weniger als 50 Tage. Im Vorjahr waren es nur sieben Bundesländer.
Thüringen übernimmt die Spitze – Berlin verliert Titel
Den ersten Platz im diesjährigen Tempo-Ranking sichert sich Thüringen: Dort warten Steuerzahler im Schnitt nur 39,1 Tage auf ihren Einkommensteuerbescheid – 4,1 Tage schneller als vor einem Jahr. Damals lag noch Berlin an der Spitze, doch die Hauptstadt rutscht mit nun 42,0 Tagen auf Platz 5 ab (Vorjahr: 39,0 Tage). Auf dem zweiten Rang folgt Sachsen-Anhalt mit 39,7 Tagen – eine Verbesserung um 5,0 Tage. Hamburg belegt mit 40,6 Tagen Platz drei und ist damit 1,2 Tage schneller als im Vorjahr.
Am längsten mussten Steuerpflichtige dagegen im Saarland (53,8 Tage) und in Bremen (52,8 Tage) warten. Damit tauschen die beiden Länder die letzten Plätze mit Niedersachsen und Baden-Württemberg, die sich deutlich verbessert haben. Baden-Württemberg schaffte laut BdSt "den größten Spurt" und wurde um 13 Tage schneller. Zwischen dem schnellsten und langsamsten Bundesland liegen knapp 15 Tage Bearbeitungszeit.
Ranking: Bearbeitungsdauer der Steuerbescheide
- Thüringen: 39,1 Tage
- Sachsen-Anhalt: 39,7 Tage
- Hamburg: 40,6 Tage
- Baden-Württemberg: 41 Tage
- Berlin: 42 Tage
- Bayern: 42 Tage
- Rheinland-Pfalz: 43 Tage
- Hessen: 44,4 Tage
- Niedersachsen: 44,4 Tage
- Schleswig-Holstein: 45,2 Tage
- Sachsen: 46 Tage
- Brandenburg: 50,4 Tage
- Mecklenburg-Vorpommern: 51 Tage
- Bremen: 52,8 Tage
- Saarland: 53,8 Tage
- Nordrhein-Westfalen: keine konkreten Zahlen
Steuerzahlerbund übt Kritik
Die großen Unterschiede sieht der Steuerzahlerbund kritisch. "Es darf nicht vom Wohnort abhängen, wann Bürger und Betriebe ihren Steuerbescheid erhalten und möglicherweise sogar Geld zurückbekommen", mahnt Daniela Karbe-Geßler, Steuerabteilungsleiterin des BdSt.
Die Auswertung bezieht sich auf das Veranlagungsjahr 2023, für das Steuerzahler im Jahr 2024 ihre Erklärungen eingereicht haben. Keine konkreten Zahlen erhielt der Steuerzahlerbund aus Nordrhein-Westfalen. Das Bundesland teilte lediglich mit, dass es zwischen zwei Wochen und sechs Monaten brauche, um Steuererklärungen zu bearbeiten.
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Auch zwischen Angestellten und Selbstständigen gibt es starke Abweichungen: Bei Arbeitnehmern wartet man in Thüringen am wenigsten: 35,2 Tage im Schnitt – 18,5 Tage weniger als im Saarland (53,7 Tage), dem Schlusslicht dieser Kategorie. Bei Selbstständigen, Unternehmern und Freiberuflern liegt Hessen mit 43,2 Tagen an der Spitze. Schlusslicht ist hier Brandenburg mit 68,2 Tagen. Die Differenz: volle 25 Tage.
Tempo dank Automatisierung
Ein Grund für den insgesamt dennoch positiven Trend liegt laut BdSt in der fortschreitenden Automatisierung: Knapp 22 Prozent der Steuererklärungen wurden vollständig ohne menschliches Zutun bearbeitet – ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (20,5 Prozent).
Auch die Zahl der eingereichten Erklärungen ist gestiegen, im Schnitt um 2,3 Prozent. In Baden-Württemberg lag der Zuwachs sogar bei über 8 Prozent. Ursachen sind etwa gestiegene Renten, wodurch mehr Senioren zur Abgabe verpflichtet wurden, sowie ausgezahlte Entgeltersatzleistungen wie Krankengeld. Lesen Sie hier, bis zu welcher Höhe Ihre Rente bei der aktuellen Steuererklärung steuerfrei bleibt.
Früh einreichen spart Wartezeit
Wer seinen Bescheid möglichst früh erhalten möchte, sollte nicht bis zum letzten Moment warten. "Wer seinen Steuerbescheid möglichst schnell erhalten möchte, sollte seine Erklärung im Frühjahr oder im Frühsommer abgeben", rät Daniela Karbe-Geßler.
- Bearbeitungs-Check der Finanzämter vom Bund der Steuerzahler (BdSt)