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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Expertenprognosen Bitcoin bald bei 28 Millionen Dollar: Wie seriös ist das?

Bitcoin zieht mit immer höheren Kursprognosen das Interesse der Anleger auf sich. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, ist im Vorteil.
Die Abgabe von Prognosen über den Bitcoin oder andere Anlageklassen ist ein Aufmerksamkeit garantierendes, aber auch kontroverses Thema, insbesondere weil die Märkte von zahlreichen unvorhersehbaren Faktoren beeinflusst werden – ganz nach dem Motto: Jede Meinung bewegt die Kurse.
Sicher ist: Die immer höher geschraubten Kursziele landen garantiert in den Schlagzeilen, während die Aussagen der "Star"-Investoren kaum hinterfragt werden. Warum ist das so? Es gibt mehrere Gründe, warum Experten trotzdem Kursprognosen für Bitcoin abgeben – diese reichen von legitimen Absichten bis hin zu weniger seriösen Motiven.
Bitcoin
92.422,69 EUR+54,08%- Hoch
- 102.015,09
- Zwischenwert Hoch / Mittel
- 88.703,05
- Mittel
- 75.391,01
- Zwischenwert Mittel / Tief
- 62.078,98
- Tief
- 48.766,94
Kursziele für Bitcoin
Hier sind einige Kursziele für Bitcoin, die von Experten, Investoren oder im Kryptosektor angesiedelten Unternehmen genannt wurden, sortiert vom niedrigsten zum höchsten Zielwert:
- 150.000 Dollar: Gene Munster, Mitbegründer von Deepwater Asset Management, prognostiziert, dass Bitcoin dieses Niveau erreichen könnte, unterstützt durch günstige Markt- und regulatorische Bedingungen
- 180.000 Dollar: Matthew Sigel, Leiter der Abteilung für Digital Asset Research bei Van Eck, erwartet, dass Bitcoin dieses Ziel innerhalb des Jahres 2025 erreichen könnte, gestützt durch positive politische Entwicklungen in den USA und wachsendes institutionelles Interesse.
- 200.000 Dollar: Das Analystenhaus Bernstein prognostiziert, dass Bitcoin bis Ende 2025 dieses Niveau erreichen könnte, basierend auf einer erwarteten kryptofreundlichen Regierung unter dem US-Präsidenten Trump, der möglichen Schaffung einer nationalen Bitcoin-Reserve in den USA und dem steigenden Bedarf institutioneller Investoren.
- 300.000 Dollar: Jan Van Eck, CEO von Van Eck, hält es für realistisch, dass Bitcoin langfristig die Hälfte der Marktkapitalisierung von Gold erreichen könnte, was einem Kurs von etwa 300.000 Dollar entspricht. Diese Einschätzung basiert auf der Annahme, dass Bitcoin zunehmend als Wertspeicher akzeptiert wird und institutionelle Investoren vermehrt in den Markt eintreten.
- 500.000 Dollar: Kryptovermögensverwalter Bitwise prognostiziert, dass Bitcoin dieses Niveau erreichen könnte, falls die US-Regierung einen strategischen Bitcoin-Reserveplan umsetzt, der den Erwerb von 1 Million Bitcoin umfasst.
- 22 bis 28 Millionen Dollar: Jack Mallers, Gründer und CEO von Strike, einem US-amerikanischen Krypto-Zahlungsanbieter, hält das langfristige Wachstumspotenzial von BTC für nahezu unbegrenzt. Bitcoin sei als Wertspeicher einzigartig positioniert und könne problemlos mit traditionellen Vermögenswerten wie Immobilien, Kunst und Edelmetallen konkurrieren.
Extreme Kursziele in Millionenhöhe
Michael Saylor, CEO von Strategy und einer der prominentesten Bitcoin-Befürworter der Welt, zeigt sich in seinem jüngsten Statement äußerst optimistisch bezüglich der künftigen Entwicklung des Bitcoin-Kurses. Seinen Ausführungen zufolge ist das aktuelle Kursniveau von rund 95.000 US-Dollar lediglich der Anfang einer noch viel größeren Bewegung.
Er geht davon aus, dass der Bitcoin-Kurs auf eine Million US-Dollar steigen wird, noch bevor Vermögensberater Bitcoin-Investments als akzeptabel einstufen. Erst wenn diese Investitionen tatsächlich breit befürwortet werden, erwartet er sogar ein Kursniveau von bis zu zehn Millionen US-Dollar pro Bitcoin.
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Saylor stützt seine Prognose auf die Annahme, dass institutionelle Anleger künftig verstärkt über Bitcoin-ETFs in den Markt einsteigen werden. Noch sei der Zugang zu diesen Anlageformen für viele Unternehmen eingeschränkt oder gar nicht vorhanden. Diese Lücke deutet für ihn auf ein immenses Potenzial hin: Bereits ein Kapitalzufluss von 1 Prozent des weltweit verwalteten Vermögens könne über 312 Milliarden Dollar in Bitcoin lenken. Bei einem Anteil von 5 Prozent wären es über 1,5 Billionen Dollar – ein Betrag, der die heutige Marktkapitalisierung von Bitcoin nahezu verdoppeln würde.
Bitcoin über 1,5-Millionen-Dollar-Schwelle
Eine der bekanntesten Investorinnen, die den Bitcoin in den kommenden Jahren bei 1,5 Millionen Dollar sehen, ist Cathie Wood, CEO der US-Investmentgesellschaft Ark Invest. Wood hat mehrfach betont, dass Bitcoin im Laufe der nächsten zehn Jahre ein Potenzial von bis zu 1,5 Millionen Dollar pro Bitcoin erreichen könnte. Ihre Argumentation basiert auf ähnlichen Faktoren wie die von Michael Saylor:
- Wachsende Akzeptanz als digitales Gold: Wood sieht Bitcoin als eine Art "digitales Gold" und erwartet, dass immer mehr institutionelle und private Anleger Bitcoin als Absicherung gegen Inflation und als sicheren Hafen für ihr Vermögen nutzen werden.
- Wertsteigerung durch institutionelle Nachfrage: Sie prognostiziert, dass Bitcoin in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle in den Portfolios von institutionellen Investoren, wie Pensionsfonds und Hedgefonds, spielen wird.
- Verfügbarkeit und Knappheit: Durch das begrenzte Angebot von Bitcoin (nur 21 Millionen Coins) und die zunehmende Nachfrage wird Bitcoin ihrer Ansicht nach einen erheblichen Wertzuwachs erfahren, besonders in Zeiten von Fiat-Währungsdevaluationen oder wirtschaftlichen Krisen.
Wie seriös sind diese Aussagen?
Cathie Wood ist eine angesehene und erfolgreiche Investorin, die bei Ark Invest einige der profitabelsten Fonds führt, deren Kauf- und Verkaufsentscheidungen aber auch oft umstritten sind. Dennoch wird Ihre Meinung von vielen Marktbeobachtern und vor allem Anlegern ernst genommen.
Johanna Belitz, Expertin für Kryptoassets beim ETP-Anbieter Valour, beschreibt Woods Vorhersage zum Bitcoin-Kurs für ehrgeizig – aber von Natur aus höchst spekulativ und riskant, die Anleger im Rahmen ihrer eigenen Anlagestrategie einordnen sollten.
Könnte Bitcoin 1,5 Millionen US-Dollar erreichen? "Möglicherweise", so Belitz. Bitcoin habe in der Vergangenheit oft Erwartungen übertroffen, und Faktoren wie der Einstieg großer Unternehmen und das verstärkte Aufkaufen durch Regierungen könnten seinen Wert weiter in die Höhe treiben. Doch Märkte seien unberechenbar, und der Bitcoin-Kurs bleibe volatil.
"Cathie Wood gibt zwar kühne Prognosen ab, doch der Wert von Bitcoin hängt nicht von einem bestimmten Preisziel ab. Entscheidend sind seine grundlegenden Eigenschaften: Er ist knapp, dezentral und zensurresistent – eine Form von Geld, die unabhängig von Zentralbanken existiert und nicht manipuliert werden kann", erklärt Belitz.
Starautor fordert Anleger zu Umdenken auf – zu Recht?
Robert Kiyosaki, der in den 1990er-Jahren durch sein Buch "Rich Dad Poor Dad" bekannt geworden ist, hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass er Bitcoin und andere Kryptowährungen als wichtige Anlageklasse betrachtet, die im Portfolio eines Investors nicht fehlen sollten.
In aktuellen Interviews empfiehlt er Anlegern, sich von traditionellen Finanzinstrumenten wie Aktien und Anleihen zu trennen und stattdessen in "sichere" und "wertbeständige" Anlagen wie Bitcoin, Gold und Silber zu investieren. Besonders in den vergangenen Jahren hat er wiederholt auf Bitcoin als eine Art "Schutz vor Inflation" hingewiesen und Anleger zu einem Umdenken aufgefordert.
- Wertspeicher oder Kunst: Ist Bitcoin die größte Finanzblase aller Zeiten?
Ein verantwortungsloser Ratschlag? Aus mehreren Gründen könnte man Kyiosakis Aussagen als problematisch und gefährlich einordnen. "Alle Aktien zu verkaufen und alles auf Bitcoin zu setzen, ist ein radikaler Ansatz", sagt Belitz. Die Expertin rät Anlegern, strategisch vorzugehen und einen Teil des Portfolios entsprechend der eigenen Überzeugung und Risikotoleranz in Bitcoin zu investieren, statt aufgrund der Empfehlung einer einzelnen Person – egal, wie bekannt sie ist – extreme Maßnahmen zu ergreifen.
Die Frage sei nicht, ob man investieren sollte, sondern wie viel – und das hänge vollständig von der individuellen Risikobereitschaft, den Anlagezielen und der finanziellen Situation ab, so Belitz weiter. Denn: Für die meisten Anleger bleibe Diversifikation der Schlüssel zum Erfolg. Bitcoin sei zwar ein starker Schutz vor Geldentwertung und habe in den vergangenen zehn Jahren traditionelle Assets übertroffen, die digitale Währung sei aber auch sehr volatil.
Könnten Interessen dahinterstecken?
Es gibt eine Reihe von möglichen Motiven für die Äußerungen von Kiyosaki und Wood – doch sie bedeuten nicht zwangsläufig, dass sie unlautere Absichten haben. Es stimmt, dass Robert Kiyosaki in der Vergangenheit oft kontroverse Aussagen gemacht hat, um Aufmerksamkeit zu erregen und seine "Marke" zu stärken. Aussagen wie "Verkaufen Sie Ihre Aktien und investieren Sie in Bitcoin" sind provokativ und ziehen gerade deshalb viel Aufmerksamkeit auf sich.
- Die sieben größten Bitcoin-Mythen: Was stimmt wirklich?
- Kryptoverluste: Dürfen sie steuerlich verrechnet werden?
Darüber hinaus hat er jedoch stets betont, dass er seinen Lesern helfen möchte, das traditionelle Finanzsystem infrage zu stellen und sich unabhängiger von Institutionen wie Banken und Regierungen zu machen. Möglicherweise sieht er Bitcoin als einen Weg, diese Freiheit zu erreichen, indem er die Bildung und Eigenverantwortung von Kleinanlegern fördert. Kiyosaki hatte in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass das traditionelle Finanzsystem den Anlegern nicht genügend Sicherheit und Rendite biete.
Die wiederholte Betonung des hohen Bitcoin-Kurses könnte jedoch auch unter Marketinggesichtspunkten gesehen werden – bei Kiyosaki als Strategie, um eine größere Leserschaft zu gewinnen und seine Bücher sowie andere Finanzprodukte zu verkaufen, und bei Wood, um ihre verwalteten ETFs immer wieder bei Anlegern ins Gespräch zu bringen.
Fazit
Während die Empfehlungen von Michael Saylor, Cathie Wood und Robert Kiyosaki zur Bitcoin-Investition möglicherweise für einige eine wertvolle Perspektive darstellen können, sind sie in der Tat riskant und aus der Sicht vieler Finanzexperten fragwürdig.
Niemand habe eine Glaskugel und wisse, wie hoch die Kurse noch steigen können, erklärt Eric Demuth, Bitcoin-Experte und Chef der Kryptohandelsplattform Bitpanda. In diesem Jahr werde in den USA viel passieren und viel frisches Geld in den Markt fließen. "Vielleicht sollte man es umgekehrt formulieren: Es spricht wenig dagegen, dass der Bitcoin-Kurs weiter steigt", so Demuth.
Die Risiken eines reinen Bitcoin-Portfolios sind erheblich und Diversifikation bleibt der sicherste Weg, um sich vor unerwarteten Marktentwicklungen zu schützen, insbesondere für langfristige Anleger, die auf bewährte, diversifizierte Strategien wie Aktien, Fonds und ETFs setzen.
- wallstreet-online.de: "Im Februar droht der "größte Börsencrash aller Zeiten", warnt Kiyosaki"
- Interview mit Johanna Belitz vom Krypto-ETP Anbieter Valour
- Interview mit Eric Demuth, CEO von Bitpanda
- investopedia.com: "Where Analysts Think Bitcoin is Headed in 2025" (Englisch)
- kryptobit.de: "Bitcoin auf dem Weg zu neuen Höhen: Prognosen von VanEck"
- wallstreet-online.de: "Bitcoin mit neuem Rekord – So hoch kann es laut Analysten und Experten mit der Kryptowährung jetzt noch gehen"
- finanzen.net: "Bis dahin wird der Bitcoin-Kurs wird laut Saylor bei 10 Millionen Dollar stehen"
- btc-echo.de: "Bitcoin wird auf hunderte Billionen US-Dollar anwachsen"